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Operative Exzellenz und Innovation

Warum sich meine Meinung über die Kombination von operativer Exzellenz und Innovation geändert hat

ein Gastbeitrag von Dr. Tom Maes – November 2023

Über den Autor

Dr. Tom Maes ist Gastautor, Innovationsberater und Inhaber von Inotage. Nach 26 Jahren in der Produktion und im Produktionsumfeld der Bayer AG, schreibt er hier über operative Exzellenz und Innovation.

Dr. Tom Maes ist Inhaber von Inotage. Nach 26 Jahren in verschiedenen Funktionen in der Produktion und im Produktionsumfeld der Bayer AG, ist er heute ausschließlich als Berater für Hersteller tätig. Seine Themen: Innovation, Leadership, Facilitation, Nachhaltigkeit und Projektmanagement. Sein Fokus ist dort,

Wo Maschinen und Menschen zusammenkommen.

Als Innovationscoach unterstützt er mit maßgeschneiderter Projektbegleitung, Workshops und individuellen Mitarbeiter-Trainings, bei denen er sich der Methoden aus dem Innovations- und Moderations-Toolkit bedient. Statt auf Schablonen, setzt er auf die jeweils passende Kombination von Design Thinking, Design Sprints, Team Dynamics, Open Innovation Competitions, Collaboration (Open Innovation), TRIZ, und viele mehr.

Innovationsmethoden sind im Umfeld von Produktion noch nicht weit verbreitet, Operationale Exzellenz hingegen schon. Insbesondere Produktionsleiter könnten von Innovationsmethoden profitieren, sobald sie einordnen können, wie diese zu ihren Aufgaben und Anforderungen passen. Mein Ansporn ist es, Produktionsleitern die Tools zu geben, mit deren Hilfe sie ihre Produktion nachhaltig und wettbewerbsfähig machen können, so dass „Made in Germany“ auch in Zukunft ein Begriff bleibt.

Von Gegensätzen zu Verbündeten: Operative Exzellenz und Innovation

Operative Exzellenz und Innovation: Zwei unvereinbare Welten?

Als mich zum ersten Mal jemand fragte, ob sich operative Exzellenz und Innovation kombinieren lassen, war meine Antwort ein klares „Nein“. Wie könnten sie jemals kombinierbar sein? Beide gehen von einer unterschiedlichen Denkweise aus.

Operative Exzellenz vs. Innovation: Gegensätzliche Denkweisen

Operative Exzellenz ist davon überzeugt, dass das System funktioniert, wenn man sich auf die Leistung konzentriert und alle Ablenkungen beseitigt. Kleine, kontinuierliche Verbesserungen reichen aus, um die Dinge zu beseitigen, die nicht funktionieren. Grundlegende Änderungen sind nicht erforderlich. Es gibt den verborgenen Glauben, dass man alles weiß – man muss nur das vorhandene Wissen nutzen.

Bei Innovation ist es genau umgekehrt: Hier geht es um Dinge, die man nicht kennt. Innovation lebt von der Ablenkung, der Neugier, der Erforschung und dem Ausprobieren, ohne Angst vor dem Scheitern. Innovation braucht genau diese Form der Ablenkung, die durch operative Exzellenz beseitigt wird.

Für mich schienen diese unterschiedlichen Denkweisen nicht kombinierbar.

Design Thinking Tages-Workshop für die Praxis

Wie die Innovationsmethode in der Produktion unterstützen kann. Welche Frage haben Sie?

 

Realitätscheck: Die Erfahrungen von 3M

Die Erfahrungen von 3M in den Anfang der 2000er Jahre schienen meine Haltung zu bestätigen. Im Jahr 2001 führte der neue CEO von 3M in der gesamten Organisation Six Sigma ein. Diese Entscheidung schien die richtige zu sein, denn die Profitabilität stieg. Ein Erfolg für operative Exzellenz, doch gleichzeitig nahm die Innovationskraft von 3M ab.

Vermutlich trugen auch andere Faktoren als Six Sigma zu diesem Rückgang bei. Trotzdem nahm 2006 der nächste CEO die Einführung von Six Sigma in bestimmten Bereichen wieder zurück. Er begründete dies damit, dass Six Sigma nicht zu den kreativen Prozessen passe, die man brauche, um neue Produktideen zu entwickeln.

Ein Wendepunkt: Das Periodensystem der Technologieplattformen

Wenn man sich seiner Meinung sicher ist, ist es an der Zeit, sie in Frage zu stellen. Für mich war das Periodensystem der Technologieplattformen von 3M der Auslöser. Insbesondere der Moment, in dem mir erklärt wurde, wie alle Produkte von 3M Kombinationen von Technologien aus dem Periodensystem sind. Das System wurde erstmals in 2006 veröffentlicht (Zufall?) und umfasste damals 44 Technologien. Im Laufe der Zeit wurden neue Technologien hinzugefügt. Heute umfasst es 51 Technologieplattformen.

Kombination von Out-of-the box mit inside-the-box

Out-of-the-Box-Denken, bei dem neue Technologien erforscht und ergänzt werden zusammen mit Inside-the-Box Denken, bei dem alle neuen Produkte Synthesen der Technologien sind, die bereits im Periodensystem vorhanden sind: Eine unerwartete Kombination von Innovation und operativer Exzellenz.

Operative Exzellenz und Innovation: eine hilfreiche Kombination für Produktionsleiter in der Industrie. Ein Gastbeitrag von Dr. Tom Maes.

Die Symbiose von operativer Exzellenz und Innovation

Wenn diese Kombination von Denkweisen in einem Forschungs- und Entwicklungsumfeld möglich ist, warum sollte sie dann nicht auf allgemeine Geschäftsprozesse übertragbar sein? Meine Antwort auf die Frage, ob Innovation und operative Exzellenz kombiniert werden können, hat sich von einem klaren „Nein“ zu einem „Auf jedem Fall, wenn“ gewandelt. Das macht auch Sinn. In einer Welt, in der Veränderung die Norm ist, ist die Kombination von effizienter Ausführung und Anpassungsfähigkeit ein Muss.

Und genau das kann die Kombination von operativer Exzellenz und Innovation: In dem Moment, in dem operative Exzellenz „das Handtuch wirft“, um ein Problem zu lösen, nimmt Innovation die Herausforderung an. Umgekehrt funktioniert dies ebenso: Versucht man, ein Problem durch Innovation zu lösen, ist es wirtschaftlicher, zuerst die Werkzeuge der operativen Exzellenz anzuwenden.

Operative Exzellenz und Innovation als Zugewinn für die Produktion: ein Gastbeitrag von Innovationscoach Dr. Tom Maes

Das Produktionssystem: das Äquivalent zum Periodensystem

Was wäre also das Äquivalent zum Periodensystem in Bezug auf Innovation und operative Exzellenz außerhalb von Forschung und Entwicklung? Hier kommt das Produktionssystem ins Spiel. Es bündelt alle wesentlichen Fähigkeiten, die für die Führung eines Unternehmens erforderlich sind, und umfasst sowohl die Leitprinzipien als auch die erforderlichen Kompetenzen und Werkzeuge.

Das Produktionssystem verbindet übergeordnete Prinzipien mit praktischen Methoden. Dies ermöglicht die Integration von Innovation.

Erstens kann Innovation als Fähigkeit in das Produktionssystem integriert werden. Auf diese Weise wird Innovation in das System eingebettet. Somit wird ein klares Signal an die Organisation gesendet, dass Innovation wichtig ist. Wenn man also an einen Punkt kommt, an dem man nach innovativen Lösungen suchen muss, verfügt die Organisation über die entsprechenden Instrumente und ist nicht schockiert, dass Innovation einen anderen Ansatz erfordert.

Zweitens sind die Leitprinzipien hilfreich, weil sie dabei helfen, nicht dogmatisch an Methoden festzuhalten. Wenn eine Methode (z.B. Six Sigma) nicht geeignet ist, erlauben es die Leitprinzipien, davon abzuweichen, ohne das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren.

Operative Exzellenz und Innovation: ein Beispiel aus der Praxis

Eine persönliche Erfahrung kann dies greifbarer machen. Eines Tages kam ein Manager zu mir.  Sein Team arbeitete seit einiger Zeit an einem Problem. Sie hatten Instrumente der operativen Exzellenz eingesetzt, und die Dinge hatten sich deutlich verbessert, aber das Problem war noch nicht vollständig gelöst.

Er fragte mich, ob Innovationswerkzeuge helfen könnten, die verbleibende Lücke zu schließen. Das taten sie! Wir passten die Design Sprint Methode an die Situation an und ein kleines, gemischtes Team, das vom Management von allen anderen Aufgaben freigestellt wurde, arbeitete zwei Tage lang an dieser Herausforderung.

Indem sie einen Schritt zurücktraten und das Problem sowohl aus technischer als auch aus nicht-technischer Sicht betrachteten, fanden sie einen Weg, das Problem endgültig zu lösen. Sie testeten ihre Lösung in einem Experiment. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Selbstverständlich musste noch optimiert werden, aber der Weg zur Lösung des Problems war klar. Mit Hilfe von Innovationsmethoden konnten sie ihr Problem schließlich lösen.

Führungskräfte als Schlüssel für eine erfolgreiche Symbiose

Aber warum steht in meiner Antwort immer noch „wenn“? Auch wenn Unternehmen von dieser Kombination profitieren, passen Innovation und operative Exzellenz immer noch zusammen wie Essig und Öl. Damit der Mix funktioniert, braucht es jede Menge Führung.

Führungskräfte können ihr Team und die Mitarbeitenden von der Hektik des Alltags entlasten. Sie können ein Umfeld schaffen, in dem Fehler erlaubt sind, und dafür sorgen, dass ein Team, das aus Fehlern lernt, Wertschätzung erfährt.

Wenn die Führung darüber hinaus dafür sorgt, dass die Innovationsteams mit dem Rest der Organisation in Kontakt bleiben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass operative Exzellenz und Innovation Hand in Hand gehen, und die Organisation für jedes Zukunftsszenario gerüstet ist.

ÜBER TOM SPIKE

TOM SPIKE unterstützt B2B-Unternehmen dabei, ihre Innovationsstrategie zu klären, Innovationen zu schaffen und Teams zu befähigen, und vor allem Innovationen immer wieder erfolgreich zu machen. Als erfahrene Innovationsberater in Industrie, Technologie und Wirtschaft haben wir sicherlich auch schon Ihre Branche unterstützt. Sehen Sie selbst in der Liste unserer Referenzen. Hier finden Sie weitere Innovationsworkshops und die Innovationsberatung von TOM SPIKE.

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