Innovationsexpertin Nina Defounga über strukturierte Innovation in B2B-Unternehmen
Wirtschaftsingenieurin und TOM SPIKE-Geschäftsführerin Nina Defounga leitet die Master Class für B2B-Innovation in Industrie, Technologie und Wirtschaft.
Warum hast Du Dich für die Innovationsbranche entschieden?
Ich mag es, neue Denkweisen zu entwickeln und den Aspekt des Neu-lernens. Ich fand es schon immer spannend, die Veränderung zum Positiven zu beobachten. Innovation ist hochinteressant. Es ist interdisziplinär und viele verschiedene Kompetenzen sind gefragt.
Welche Fähigkeiten und Kompetenzen benötigen Innovationsmanager?
Neugierde, Überzeugungskraft sowie die Fähigkeit sich selbst und andere in Frage stellen zu können. Neugierde, da man sich ständig mit Themen befassen muss, die außerhalb des eigenen Horizontes liegen. Überzeugungskraft, um Andere auf innovationsrelevante Erkenntnisse aufmerksam zu machen, auch wenn diese für das Tagesgeschäft nicht relevant sind. Außerdem, die Fähigkeit, sich selbst und andere in Frage stellen zu können.
Ideen erzeugen starke Bilder im Kopf, an denen wir festhalten, auch wenn Sie wenige Chancen auf Erfolg haben. Man muss die Fähigkeit besitzen, im richtigen Augenblick Ideen loszulassen und an den richtigen Ideen festzuhalten. Hinzu kommt die Expertise über Märkte und Branchen, Innovationsmethodik und ein tiefes Verständnis der verfügbaren Kompetenzen im Unternehmen.
Woher kommt der TOM SPIKE-Fokus auf B2B-Unternehmen?
Wir haben diesen Fokus, da Innovation dort besonders schwierig ist und demzufolge auch am dringendsten benötigt wird. Dort bringen wir auch im vornherein am meisten Erfahrung mit.
Warum ist Innovation in B2B-Unternehmen besonders schwierig?
B2B Unternehmen haben nicht die Massen an Kunden, die sie mit Experimenten verprellen können. Es besteht häufig der Glaube, bereits alles wissen und können zu müssen und wenige Fehler machen zu dürfen. Man meint, es sich nicht erlauben zu können, ganz neu zu verstehen, was der Kunde will und denkt.
Der Vertrieb ist meist im Innendienst tätig und nicht dazu ausgebildet, neue Kunden von einer Leistung zu überzeugen. Vor allem, wenn diese noch unbekannt ist. In der Entwicklung sind viele sehr schlaue Leute tätig, die davon überzeugt sind, dass Sie wissen, was funktioniert und was nicht.
Um Neues denken zu können, muss ich genau diese Annahme loslassen. Das geht nur, wenn man eigene Erfahrungen damit macht, wie das gelingt. Wenn ich diese Erfahrung nicht mache, kann man die Scheuklappen auch nicht ablegen. Da hilft es auch nicht, wenn Geschäftsführer sagen: „Mach‘ mal was Neues“.
Warum ist Innovation kein „Bällebad“?
Für Innovation braucht man Disziplin und Mut. Um Neues zu etablieren, muss man sich an vielen Fronten behaupten, wie z.B. innerhalb des Unternehmens. Strukturierte Innovation liefert überzeugende Argumente, um sich z.B. von dem veralteten Mindset „Das haben wir doch schon immer so gemacht.“, verabschieden zu können.
Wie entstand die Herangehensweise „strukturierte Innovation“ für TOM SPIKE?
Sie ist angelehnt an eine russische Erfindungsmethode, in welcher es darum geht, gezielt neue Gedanken und Ideen zu entwickeln. Man braucht Struktur, um geplant Innovation zu entwickeln. Struktur allein ist bereits eine Methode. Ein methodisches Vorgehen zwingt einen dazu an Dinge zu denken, an die man vorher nicht gedacht hat und fordert Antworten, die ich erst beschaffen muss.
Dies gilt für Entwicklungsteams ebenso wie für Marketing, Vertrieb, Produktmanagement und Sales. Innovation ist eine Herausforderung. Sie ist langfristig angelegt, und man muss mit Ablehnungen und Widerständen umgehen können.
Das ist schwierig und verführt dazu, zu dem zurückzukehren, was man kann, dem Tagesgeschäft. Struktur beschreibt genau, wann welches Teammitglied wo zu sein hat oder welche Fragen und KPIs noch fehlen. Struktur regelt auch Verantwortlichkeiten und schafft Freiräume für Innovation. Wenn ich immer wieder abberufen werde, können Projekte nicht funktionieren.
Welche Vorteile bietet strukturierte Innovation für B2B-Unternehmen?
Struktur ist die Grundlage, um mitten in der Informationsflut erfolgreiche Entscheidungen treffen zu können. Sie reduziert Ängste und Ablenkungen, wie z.B. das Tagesgeschäft.
Was sind die häufigsten Fragen und Probleme in Unternehmen in Bezug auf Innovation?
Eine der häufigsten Fragen lautet: „Wie schaffen wir es, Produkte skalierbar zu machen“? Eines der häufigsten Probleme ist die Angst, im Wettbewerb überholt zu werden, da Unternehmen häufig nicht wissen, was das nächste große Problem ist, das sie für Kunden lösen könnten.
Dadurch entsteht die Furcht, eine wichtige Gelegenheit zu verpassen, die einen deutlich weitergebracht hätte (FOMO: Fear of missing out).
Was ist Dein wertvollstes Learning seit 2014?
Es ist wichtig, seine Zielgruppe und deren Probleme zu kennen und dieser Inhalte zu liefern, die jenseits ihrer Grenzen liegen.
Was hat sich in Unternehmen seit 2014 in Bezug auf Innovation verändert?
Es gibt mehr Innovationsmanager. Innovation ist als Abteilung, Prozess und wesentliche Unternehmensfunktion bekannt. Dadurch ist die Spannbreite für das, was Unternehmen benötigen, noch größer und komplexer geworden. Es gibt viele Trends, auch im Innovationsmanagement. Eine Zeitlang waren Hubs und Inkubatoren die führenden Trends. Derzeit ist es das Ökosystem. Aber im Grunde wird eines über die Zeit klar: Der Zufall ist in vielen Unternehmen immer noch die beliebteste Innovationsmethode.
Welcher ist seit 2014 dein größter Innovationserfolg?
Wir haben mit allen unseren Kunden Innovationserfolge. Entscheidend war für mich die Zusammenarbeit mit Böllhoff und ABB.
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